Innovation

Wissenschaftliche Abschlussarbeit 2016

Lukas Sroka

Wie wirkt sich ein neues ÖPNV-Konzept auf die regionale Entwicklung im ländlichen Raum aus? – Status Quo, Potenziale und Effekte anhand des Modellvorhaben „Muldental in Fahrt“

Preisträger

Lukas Sroka

Projekt

Wie wirkt sich ein neues ÖPNV-Konzept auf die regionale Entwicklung im ländlichen Raum aus? – Status Quo, Potenziale und Effekte anhand des Modellvorhaben „Muldental in Fahrt“

Laudatio

Im Rahmen ihres ersten „Regionalstammtischs vor Ort“ in der ehemaligen Brikettfabrik Witznitz, den künftigen Werkstätten des Malers und Bildhauers Michael Fischer-Art, zeichnet die Zukunftsstiftung Südraum Leipzig auch im Jahr 2017 einen hervorragenden Hochschulabsolventen aus. Mit der Preisvergabe für eine wissenschaftliche Arbeit möchte die Stiftung regionale innovative Ressourcen heben und für den Südraum nachhaltig erschließen.

In der Ausschreibung für diesen Preis heißt es: Auszeichnungswürdig sind insbesondere hervorragende Arbeiten mit einem hohen innovativen Charakter und einer Unterstützungsfunktion für die Kommunal- und Wirtschaftsentwicklung in der Region.

Der Preis 2016 wird verliehen an Herrn Lukas Sroka, M.Sc. in Wirtschafts- und Sozialgeographie, für seine Master-Thesis unter dem Titel „Wie wirkt sich ein neues ÖPNV-Konzept auf die regionale Entwicklung im ländlichen Raum aus? – Status Quo, Potentiale und Effekte anhand des Modellvorhabens ;Muldental in Fahrt‘“. Darin setzt sich der Autor mit der Fragestellung auseinander: „…wie die Entwicklung des ländlichen Raums durch ein neues öffentliches Personennahverkehrskonzept beeinflusst werden kann, um einerseits die Nutzbarkeit des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im lokalen Stadtbus- und Regionalbusverkehr für verschiedene Nutzergruppen attraktiver zu gestalten. Andererseits soll die Attraktivität dieses siedlungstrukturellen Raumtyps gesteigert werden, um die Regionalentwicklung im ländlichen Raum zu fördern.“

Bereits mit dieser Aufgabenstellung werden zwei methodische Vorgaben eingebracht. Hierzu zählt einerseits die Einordnung des betrachteten siedlungstrukturellen Raumtyps je nach Quelle als „Zwischen- bzw. Peripherieraum“, als „ländlich und teilweise städtische Prägung mit peripher erreichbarer Tagesbevölkerung“ oder als „Ländlicher Kreis mit Verdichtungsansätzen“.  Andererseits unterscheidet ein ganzheitliches Regionalverkehrssystem wie das des MDV klar zwischen den Regionalbussen, zusätzlichen PlusBussen im Stundentakt des Eisenbahnverkehrs und komfortablen Stadtbussen mit feinmaschigen Unterwegshaltestellen.

Die Bedeutung der Arbeit wird bereits in ihrem Grundlagenteil herausgestellt, denn zahlreiche Veränderungsmuster der Gegenwart tragen im ländlichen Raum zu einer Wirkungskette bei, die zunehmende Mobiltätsprobleme mit sich bringt. Hieraus können in einem monetär-regionalem Teufelskreis noch weitere Problemfelder hervorgerufen  und verstärkt werden. Um so bedeutender sind Lösungsansätze, die bzgl. der sich verändernden Verkehrsnachfrage im ländlichen Raum ausreichend robust bzw. anpassbar sind und für verbesserte Mobilität sorgen.

Der Autor stellt sich kritisch der herausfordernden Ausgangslage, in der der derzeitige ÖPNV als Entwicklungshemmnis eingeordnet wird, mit einer eigenen positiven Grunderwartung, um ökonomisch, sozial und ökologisch Entwicklungsimpulse zu ermöglichen. Hierfür werden konsequent Handlungsempfehlungen abgeleitet, die Übertragbarkeit auf vergleichbare Regionen gerade dadurch gewinnen, dass sie kein vorgefertigten Musterlösungen parat halten.

Vielmehr wird zunächst eine ganzheitliche Herangehensweise eingefordert, die eine ehrliche Bestandsaufnahme und die glaubwürdige Wahrnehmung der Verantwortung durch Vorbilder und Entscheidungsträger umfasst. Ebenso sind neue Finanzierungsmodelle, die von Aufgabenträger und Nutzern gemeinsam getragen werden, ebenso unverzichtbar wie grenz- und behördenübergreifende Zusammenarbeit.

Inhaltlich fußt das entworfene Konzept auf einem Gesamtsystem, das den bisherigen Schülerverkehr integriert, aber auf die Erschließung weiterer Nutzergruppen ausgerichtet ist – und hierfür auch die entsprechend notwendige Öffentlichkeitsarbeit aktiv einbezieht.

Dass sich der Autor in seiner Arbeit von großem fachlichem Sachverständnis und politischen Realismus hat leiten lassen bezeugen die abschließenden Forderungen nach stets gemeinsamer Betrachtung mit auch in Zukunft bedeutsamen motorisiertem Individualverkehr einerseits und einer vollständigen Realisierung des Konzepts andererseits.

Lukas Sroka wurde in Zabrze (PL, ehem. Hindenburg) geboren, hat das Abitur im nordrhein-westfälischen Werl abgelegt, studierte danach Geographie mit Politikwissenschaft im Nebenfach im hessischen Marburg und anschließend an der Universität Leipzig im Masterstudiengang Wirtschafts- und Sozialgeographie mit den Schwerpunkten Städtische Räume sowie Mittel- und Osteuropa. Bereits während der Entstehung dieser Masterarbeit arbeitete Herr Sroka als Verkehrsplaner und Werksstudent beim Mitteldeutschen Verkehrsverbund (MDV) an diesem Modellvorhaben mit und ist dort seit Abschluss dieser Masterarbeit weiterhin als Projektsteuerer beschäftigt.

Selten hat dem Vorstand der Zukunftsstiftung Südraum Leipzig eine Arbeit vorgelegen, in der die Regionalentwicklung im Landkreis Leipzig als Forschungsthematik mit so hoher regionaler Relevanz und Bestimmtheit thematisiert und vom Preisträger mit großem Erfolg bearbeitet wurde.